Granheimer ist als Turmuhrenexperte im ganzen Land bekannt – jetzt stellt er exklusive Stücke aus

Exklusive mechanische Turmuhren und Präzisionspendeluhren können Interessierte am Sonntag, 12. Januar, von 11 bis 17 Uhr im Ehinger Business Park in der Talstraße 21 bestaunen. Seit Kurzem hat der Granheimer Berthold Rapp dort Räume angemietet, um seinen Kunden die Uhren präsentieren zu können. Mit seinem Fachwissen um alte Uhrwerke hat er sich in ganz Baden-Württemberg einen Namen gemacht.

Vor etwas mehr als einem Jahr hat Berthold Rapp, der viele seiner Uhren seit mehreren Jahren in seinem kleinen Museum in Granheim ausstellt, sein Hobby zum Beruf gemacht. „Uhren sind meine Berufung“, sagt er heute. Doch schon als er noch ein kleiner Bub war, wusste der Opa: „Du wirst mal Uhrmacher.“

50 Jahre später bekam der Großvater Recht. Denn die Mechanik reizte Berthold Rapp schon damals, doch er studierte Nachrichtentechnik, arbeitete viele Jahre bei der Firma Hensoldt in Ulm, bis er im Oktober 2018 kündigte, um die Firma Chronokult zu gründen.

Am liebsten sind ihm mehr als 300 Jahre alte Uhrwerke

Seitdem steht er beruflich auf mehreren Beinen, doch seine Haupttätigkeiten haben mit Uhren zu tun. Genauer gesagt mit jeglicher Art großer Uhren, mit Armbanduhren hat er nichts am Hut. Am liebsten sind ihm mehr als 300 Jahre alte mechanische Uhrwerke, die aber nur bis in die 1960er-Jahre gebaut wurden. Heute laufen alle elektronisch und mit per Funk gesteuerten Getriebemotoren.

Viele Uhren stehen im Haus der Rapps. Die älteste ist 400 Jahre alt. An verschiedenen Stellen hat sich Berthold Rapp Arbeitsplätze geschaffen, um Zahnräder nachzubauen, zu drehen, schweißen oder fräsen.

Angefangen aber hat alles mit einer 100 Jahre alten Uhr, die Irene Rapp 2010 in einem Uhrengeschäft im Schwarzwald entdeckte und in die sie sich sofort verguckte. Heute steht das große Uhrwerk im Obergeschoss des Museums in der ehemaligen Garage auf dem Grundstück der Rapps in Granheim.

Das Uhrwerk betreibt die Zeiger des riesigen Zifferblatts an der Hauswand der Garage. Mit dieser ersten Uhr, die Berthold Rapp restaurierte, fiel auch wenig später die Entscheidung, ein Museum aufzumachen und damit der Öffentlichkeit die Uhrwerke zu zeigen.

Sukzessive vergrößerte sich die Sammlung der Rapps, heute stehen Uhrwerke im Haus, in der Garage und auch im Garten der Familie neben einer Dampfmaschine und verschiedensten Motorrädern. Doch nicht alle Uhren, die in vielen Räumen in Granheim und in Ehingen zu sehen sind, bleiben auch dort, einige restauriert Berthold Rapp aufwendig, repariert das Uhrwerk, strahlt Metallteile mit Sand oder Glasperlen ab und verkauft die Uhren weiter. Etwa 14.000 Euro kostet ein solch exklusives Stück dann.

Die Uhren kauft er meist von Liebhabern, die ihre Sammlungen altershalber auflösen. Früher verkauften auch Kirchen alte Turmuhren, doch aus Gründen des Denkmalschutzes ist das nun nur noch selten möglich. Der Zustand der angekauften Uhren ist dabei höchst unterschiedlich. „Von Schrott bis restauriert“, sagt Berthold Rapp.Berthold Rapp inspiziert die erste Uhr seiner Sammlung. (Foto: SZ- meni)

Berthold Rapp inspiziert die erste Uhr seiner Sammlung. (Foto: SZ- meni)

Uhren sind selten lauffähig

Doch nur sehr selten sind die Uhren lauffähig. Die Uhrwerke muss er fast immer überarbeiten. Und das dauert. Teils steckt er 200 und mehr Stunden Arbeitszeit in die Uhren und baut oft einen elektronischen Aufzugsmechanismus ein, damit die Uhren nicht mehr täglich oder gar stündlich händisch aufgezogen werden müssen. Wann immer möglich, setzt er die Originalteile wieder ein, sonst baut er die fehlenden Stücke in seinen Werkstätten nach. Spezielles Werkzeug dafür hat er unter anderem auf Fachmessen gefunden, beispielsweise eine Zahnradfräse auf der Antikuhrenmesse in Furtwangen.

Zusätzlich repariert und wartet er Kirchturmuhren in der ganzen Region. Darunter ist auch die des Klosters in Zwiefalten. Dort war kürzlich das Zeigerwerk hinter dem Zifferblatt kaputt. Und immer wieder zeigt das Ehepaar die großen Turmuhren und Präzisionspendeluhren auch auf Messen. Ende Februar zum Beispiel auf der Retro Classics in Stuttgart.

Quelle: SZ, Nina Lockenvitz, 12.01.2020 –  Granheimer ist als Turmuhrenexperte im ganzen Land bekannt – jetzt stellt er exklusive Stücke aus