„Technologie der Zukunft ist zu großem Teil bereits Gegenwart“

Bürgermeister im Gespräch: Was zeichnet die Wirtschaftsstandorte in der Region aus? Wir werfen einen Blick auf die Ober- und Mittelzentren der IHK-Region Ulm. Den Anfang macht Ehingen. Oberbürgermeister Alexander Baumann im Interview.

Wodurch zeichnet sich der Wirtschaftsstandort Ehingen aus? Was hat Ehingen Firmen und Gewerbetreibenden zu bieten?

Ein vielfältiger Branchenmix, vom Handwerker über den Mittelstand bis hin zu Weltmarktführern, zeichnet den Wirtschaftsstandort Ehingen aus. Dazu kommen stabile unterdurchschnittliche Steuerhebesätze, eine gute Verkehrsanbindung mit drei Bundesstraßen, perspektivisch eine S-Bahn und attraktive Wohnflächen für die Beschäftigten, durch Erschließung von Baugebieten und Geschosswohnungsbau im innerstädtischen Bereich, um der Nachfrage nach zeitgemäßem Wohnraum in einem attraktiven Lebensumfeld gerecht zu werden.

Wie sieht es denn mit der Verfügbarkeit von Gewerbeflächen in Ehingen derzeit aus?

Durch die Aufstellung von Bebauungsplänen beispielsweise im Gewerbegebiet Ehinger Alb und im Berkacher Grund schafft die Stadtverwaltung Ehingen auch für kleinere und mittelständische Betriebe – auch in den Teilorten – die Voraussetzung für Wachstum der Unternehmen vor Ort. Im Industriegebiet Berg sind erschlossene Flächen für produzierendes Gewerbe vorhanden.

Was steckt hinter dem BED in der ehemaligen Schlecker-Zentrale, welches Konzept wird hier verfolgt?

Ehingen bewirbt sich mit dem BED BusinessPark Ehingen Donau um neue Unternehmens- und Industrieansiedlungen. Der BusinessPark mit seinen 18.000 Quadratmetern Büro- und Laborflächen hat den Anspruch, durch die Preisführerschaft in der Region bei gleichzeitig hoch qualitativem und flexiblem Angebot höchsten Kundennutzen für seine Mieter zu schaffen und darüber dauerhaft erfolgreiche Unternehmen für Ehingen zu gewinnen. Sowohl kleine wie auch große Flächen bis hin zu ganzen Etagen oder einem ganzen Haus stehen künftig wieder zur Anmietung zur Verfügung. Auch Neubauflächen für Unternehmen, die neue Laborgebäude errichten wollen, stehen zur Verfügung. Auch für solche Neubauflächen gibt es attraktive Konditionen und bei der Stadt sehr zügige Baugenehmigungsprozesse. Idealerweise können ein Neubau und eine Anmietung im Bestand verbunden werden.

Die Mieter haben im BED folgende Vorteile: Die Büro- und Laborflächen sind flexibel; die Fläche wächst mit dem Unternehmen. Beste Ausstattung und professionell betreute Tech- nologie sind vorhanden, dazu gehören Highspeed-Internet und VoIP-Telefonie, USV, Platz für eigene Server im abgesicherten Rechenzentrum und eine redundante Geräteauslegung. Der BED verfügt über eine gute Infrastruktur: gut ausgestattete Meeting-, Konferenz- und Tagungsräume, Co-Working-Plätze und ein Innovation Lab, Parkplätze zur Miete, Besucherparkplätze und die Infrastruktur für das Laden von E-Fahrzeugen. Als Services stehen den Mietern der Empfang, eine Poststelle, eine Cloud-Telefonanlage, IT- Support, der Hausmeister und eine DHL-Packstation zur Verfügung. Und auch für die Work-Life-Balance ist alles vorhanden: Erholungs- und Lounge-Bereiche, Physiotherapie, ein Sportstudio und künftig auch Restaurants.

Als Zielkunden hat der BED vor allem Dienstleister, insbesondere auch Zulieferer der am Ort vorhandenen Industrien, im Blick. Außerdem Unternehmen aus den Bereichen Pharmazie und Medizintechnik – denn wir befinden uns hier mitten im BioPharma Cluster South Germany – und aufgrund der Nähe zur Universität Ulm auch technologieorientierte Unternehmen, insbesondere der Energie-, Energiespeichertechnik und aus dem Bereich erneuerbarer Energien. Interessant ist der BED auch für Startups und größere Unternehmen, die mit Startups kooperative Gründungen beabsichtigen.

Wie hat sich der BusinessPark bis heute entwickelt?

Der BusinessPark ist ein erfolgreiches, zukunftsweisendes und innovatives Vorzeigeprojekt der Stadt geworden. Fünf Jahre nach dem Start sind aktuell über 95 Prozent der Fläche vermietet. Über 600 Menschen arbeiten mittlerweile dort; mit fast 60 unterschiedlichen Einrichtungen und Unternehmen weist der BusinessPark einen breiten Branchenmix auf. Mittelfristig werden Flächen frei, weil erfolgreiche Mieter in der Nachbarschaft aktuell ihre eigene Immobilie neu bauen, deshalb wirbt der BusinessPark nun intensiv.

Ein flächendeckendes Breitband ist für die Betriebe vor dem Hintergrund der voranschreitenden Digitalisierung ein wichtiges Thema. Wie stellt sich die Lage in Ehingen derzeit dar?

Aktuell werden alle Gewerbe- und Industriegebiete, soweit nicht schon bereits ausgebaut, an das Glasfasernetz angeschlossen. Für den Ausbau von über 200 Kilometern Glasfaser- trassen investieren wir mit der Hilfe von Bundes- und Landesfördermitteln beinahe 40 Millionen Euro. Derzeit werden bis zu 1.500 Hausanschlüsse hergestellt. Die Technologie der Zukunft ist in Ehingen zu einem großen Teil bereits Gegenwart.

Angesichts des Fachkräftemangels, der sich nach Corona wieder verschärfen dürfte, sind Betriebe auf der Suche nach qualifizierten Beschäftigten und müssen diese auch halten können. Was macht Ehingen für die Beschäftigten attraktiv?

Ehingen bietet einen hohen Freizweitwert. Das Donautal und das Biosphärengebiet auf der Schwäbischen Alb eignen sich hervorra- gend für Rad- und Wandertouren. In der Kinderbetreuung bieten wir bis zum Ende der Grundschule eine Ganztagesbetreuung von 7 bis 17 Uhr an. Weiterhin sind Gesundheits- und Versorgungseinrichtungen vor Ort vorhanden. Ehingen bietet eine ausgeprägte Vereinslandschaft mit unterschiedlichen Angeboten. Kultur-, Theater- und Musikveranstaltungen sind fester Bestandteil im städtischen Leben. Mit einem Linienbusverkehr im Halbstundentakt auf den innerstädtischen Hauptverkehrslinien und einem Nachtbusangebot sowie einer halbstündigen/stündigen Bahnanbindung lassen sich diese Angebote mit dem ÖPNV gut erreichen. Ein Ziel für einen noch breiter aufgestellten ÖPNV ist der Regio-S-Bahn-Verkehr mit Halt in Ehingen. Mit dem Projekt „Nachhaltige Stadt – Wirtschaftsstandort Ehingen“ rücken wir die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz bereits seit 2012 in den Mittelpunkt unserer Agenda. Ein hoher Anteil an regenerativer Energiegewinnung ist ein Zeichen dafür. Die hohe Lebensqualität rundet die Gastronomie mit Cafés, Bars und Restaurants ab.

von Lorena Grüner

 

Quelle: Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee, Ausgabe 06/2021

https://www.ulm.ihk24.de/blueprint/servlet/resource/blob/5140104/fd8b426f2396fea05595afd43894de40/pdf-wab-6-2021-data.pdf