Arbeitswelt der Zukunft: Ein Pilotprojekt im Ehinger Businesspark


Hier kommen die Mitarbeiter des Ehinger Businesspark morgens an. In den Schließfächern lagern Dinge, wie Laptop und Telefon. (Foto: uhlmann)

Die Laupheimer Firma Uhlmann Pac-Systeme hat seit Oktober ein spannendes Projekt im Businesspark Ehingen Donau (BED) laufen. Auf rund 1000 Quadratmetern Fläche testet Uhlmann beim Pilotprojekt „Moderne Arbeitswelt“, wie das Büro der Zukunft aussehen könnte. Rund 400 der mehr als 1600 Uhlmann-Mitarbeiter arbeiten im Businesspark, 100 davon aus der Digitalabteilung testen nun die neuen Arbeitsplatzkonzepte.

„Weil sich die Aufgaben bei Uhlmann verändern, verändern sich auch die Anforderungen an die Arbeitsplatzgestaltung. Wir haben uns einfach die Frage gestellt, wie wir zeitgemäße Arbeitsplätze schaffen können, auch, um für Talente noch attraktiver zu werden“, erklärt Kathrin Günther, Leiterin Business Unit Digital Solutions bei Uhlmann.

Besprechungswürfel
Auf den 1000 Quadratmetern Fläche im Ehinger Businesspark hat die Firma Uhlmann unterschiedliche Zonen eingerichtet – von offenen Großraumbüros, über farblich gestaltete Workshop-Räume bis hin zu Besprechungswürfeln. Sogar ein Büro mit Kinderspielecke steht zur Verfügung, welches Eltern ermöglicht, Betreuungsengpässe zu überbrücken. Jeder Mitarbeiter wählt täglich selbst den Platz aus, an dem er arbeiten möchte. „Die Kollegen kommen morgens an und holen sich ihre persönliche Ausstattung aus ihrem Schließfach, also Laptop, Tastatur, Maus, Notizen und ein tragbares Telefon. Abhängig von den geplanten Aufgaben können sie sich mit ihrem Team zusammensetzen, konzentriert in der sogenannten Focus-Area arbeiten oder sich zum Telefonieren in eine der Telefonzellen zurückziehen. Für den Austausch stehen gemütliche Sitzplätze in der Lounge zur Verfügung. Jeder arbeitet an dem Platz, der seinen Bedürfnissen und Aufgaben entspricht. Das gilt auch für die Führungskräfte“, erklärt Kathrin Günther und sagt: „Das gerahmte Familienfoto vermissen unsere Mitarbeiter dabei nicht. Wie es sich für eine Digitalabteilung gehört, ist das Familienfoto eher als Desktop-Hintergrund oder auf dem Handy-Display mit dabei.“

Weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter
Insgesamt gibt es rund 15 Prozent weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter – so viele Schreibtische stehen üblicherweise leer, etwa weil Kollegen unterwegs oder krank sind, Urlaub haben oder im Home-Office arbeiten. Entscheidend sei bei dem Pilotprojekt das Mitspracherecht. Der Firma Uhlmann sei es wichtig, den Teams kein Konzept überzustülpen, sondern es gemeinsam mit den Mitarbeitern zu entwickeln. In Workshops und mit Hilfe eines Nutzerbeirats, der die Meinungen der Mitarbeiter einbringt, wurden die Einrichtung und die dazugehörigen Verhaltensregeln definiert. Eine erste Pilotphase läuft bis Ende Februar 2020. Dann soll eine Befragung der Pilotnutzer zeigen, welche Vorteile und Nachteile das neue Konzept hat. Erst auf dieser Basis wird entschieden, ob und in welcher Form die „Moderne Arbeitswelt“ in allen Uhlmann-Büros Einzug hält.

„Uhlmann baut derzeit in Laupheim ein neues Bürogebäude mit 400 Arbeitsplätzen. Uns stellt sich natürlich die Frage, wie wir es gestalten und einrichten. Wir machen das von den Ergebnissen des Pilotprojekts in Ehingen abhängig. Dabei ist alles vorstellbar: Entweder bleiben wir bei den klassischen Büros, steigen auf das offene Konzept um oder wir finden eine abgewandelte Lösung, die das Feedback der Mitarbeiter widerspiegelt“, kommentiert Stefan Meingast, der das Pilotprojekt verantwortet, die weiteren Pläne.

„Natürlich haben wir uns bei anderen Firmen informiert“, sagt Kathrin Günther, die sich beispielsweise bei der Microsoft-Deutschlandzentrale in München umgesehen hat, die ebenfalls neu gebaut wurde. „Wir haben gute Kontakte in der IT-Branche und dadurch Zugang zu inspirierenden Arbeitsplatzkonzepten“, macht Günther deutlich.

Aus der Komfortzone
Einige Wochen nach dem Einzug ziehen die ersten Nutzer schon einmal eine positive Bilanz. „Wir haben uns gemeinsam aus unserer Komfortzone gewagt und dadurch ein flexibles Arbeitsumfeld gewonnen, das uns viele Möglichkeiten bietet. Für mich ist das eine durchweg positive Erfahrung und ich freue mich, Teil dieses Teams zu sein. Während der ersten Wochen der Pilotphase haben uns alle beteiligten Mitarbeiter wertvolle Rückmeldungen gegeben. Durch dieses offene Feedback konnten wir bereits erste Verbesserungen umsetzen“, berichtet Hannes Schmid, Head of Projects Digital Solutions bei Uhlmann.

Ende Februar soll es dann eine große Feedbackrunde geben. „Hier sollen die am Pilotprojekt beteiligten Mitarbeiter die Vor- und Nachteile der neuen Arbeitsumgebung zurückspiegeln“, sagt Kathrin Günther, die gespannt auf die Ergebnisse ist.

(SZ, 29.11.2019 – Tobias Götz)
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